Mittwoch, 6. Juni 2012

Wer eine Hochzeit tut, der hat das Aufgebot ohne die GEMA gemacht

Irgendwie beschäftigt mich in letzter Zeit das Thema Hochzeit. Vielleicht, weil an meinem Schreibtisch ein Klebezettel mit Terminen zur Anmeldung der Eheschließung und der Heirat hängt. Wer weiß. Jedenfalls kam mir in dieser intensiven Beschäftigungsphase ein kleiner netter Artikel von netzpolitik.org unter die Augen, den ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte.

Es geht darum, dass in Kanada jetzt wohl eine Abgabe beschlossen wurde, die auch bei privaten Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Geburtstagen zu entrichten ist, wenn auf dieser Feierlichkeit (geschützte) Musik spielt wird. Dies inspirierte den netzpolitischen Autoren dazu, mal bei der GEMA die Situation in Deutschland zu erfragen. Die Antwort könnte komplizierter und nichtssagender nicht sein, weswegen ich allen Interessierten den schon genannten Link ans Herz legen möchte.

Die Idiotie hinter dieser Sache stärkt mich einmal mehr in meiner Ansicht, dass das Urheberrecht nicht dafür da ist, Privatpersonen zu gängeln, sondern um "Industriespionage" zu verhindern. Dennoch macht das aktuelle Leistungsschutzrecht das Leben aller Privatpersonen plötzlich sehr kompliziert: Plötzlich erscheint es leichter die Steuerklärung auszufüllen als herauszufinden unter welchen Umständen eine legal gekaufte CD eigentlich noch abgespielt werden kann, ohne das weitere Forderungen entstehen.

Womit ich auch gleich bei meinem Punkt ankomme. Konservative Politiker fordern beinahe reflexartig bei Urheberrechtsverletzungen härtere Strafen. (Alles was jetzt kommt bitte ich als Satire anzusehen) Recht so! Aber nur unter der Voraussetzung, dass alle Geburtstags- und Hochzeitsfeiern der vergangenen 70 Jahre nochmals akribisch überprüft und anfallende Forderungen noch gestellt werden können -- ohne irgendwelche politische Immunität, die den Politiker schützen würde. Diese wollen doch immer mit gutem Beispiel voran gehen, also sollen sie es auch!

Die auf diese Art generierten Einnahmen würden die darbende Musikindustrie auf Jahre künstlich am Leben halten. Und die Politiker würden vielleicht endlich einsehen, auf welch falsches Pferd sie gesetzt haben. (Ende der Satire. Ja, erst hier. Denn dass Politiker etwas einsehen können, daran glaube ich genauso wenig wie an den Weihnachtsmann.)


Da fällt mir ein: Ich sollte mir für meine Hochzeit noch einen GEMA-Antrag holen. Es wird zwar nur cc Musik gespielt (das beschließe ich jetzt mal selbstherrlich), aber anmelden muss mensch es ja doch, weil alles so demokratisch und fair geregelt ist. So ist das halt mich Pflichten: Mir wird pauschal unterstellt, dass ich die Musikindustrie verarschen will und ich muss deshalb nachweisen, dass ich es nicht mache. Wie war das nochmal mit der Unschuldsvermutung?

Beim schreiben des Artikels musste ich öfter an meinen Lieblingsartikel der Süddeutschen denken, an den ich gerne erneut erinnern möchte. Das ist zumindest mal ne Basis, auf deren Grundlage mensch weiter diskutieren kann.

1 Kommentar:

  1. Bei aktuellen Diskussionen zu dem weiter untenstehenden Thema des Kopierens physikalischer Objekte habe ich festgestellt, dass es tatsächlich eine Menge Leute gibt, die fest daran glauben, dass Hometaping udn MP3 die Musikindustrie an den Rand des Ruins gebracht hätten - und der Fotokopierer die Buchindustrie... Also lassen wir den armen Leuten von der Musikindustrie doch ihr Geld, die haben doch sonst keine Freude!

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